Man muss kein Putin-Versteher sein, um sich Frieden in der Ukraine vorstellen zu können und nicht nur zu wünschen. Was ist nicht alles geschrieben worden, warum ein Friede vor dem Endsieg gegen den „Schweinediktator“ (wortwörtliche Titulierung des russischen Staatspräsidenten durch einen bayerischen Parteivorsitzenden) und seiner „Mörderbande“ (so die Kirchenzeitung „innehalten“) inakzeptabel sei.

Als Begründung wird angeführt:

Rettung unserer Freiheit und Demokratie sowie die Verhinderung des „Durchmaschierens“ des russischen Militärs bis Berlin. Wenn das nicht ausreicht, täglich bis zu 200 getötete Ukrainer in der Verteidigung und eine erfahrungsgemäß geringere, aber ähnliche Anzahl getöteter Angreifer (hier Russen) in Kauf zu nehmen.

Bis heute bleiben die Befürworter dieses angeblich so existenzgarantierenden Kampfes um unsere Freiheit jede Antwort schuldig, warum ukrainische Burschen mittlerweile im sechsstelligen Bereich hierzu ihr Leben lassen mussten, es aber kategorisch abgelehnt wird, die eigenen Kinder mit dem Finger am Abzug beitragen zu lassen.

Ist das wirklich so? Nein ist es nicht. Frankreich scheint es uns Deutschen nun vormachen zu wollen. Präsident Macron will (zunächst?) 1.500 Soldaten in die Ukraine schicken. Vermutlich Fremdenlegionäre, die aus offiziell nicht mehr existierenden französischen Kolonien Westafrikas gejagt wurden. China und Russland scheinen den dortigen neuen Machthabern vielversprechendere Partner zu sein als die „Grande Nation“, die ihre (post)kolonialen Ambitionen in Mali, Burkina Faso usw.ja nicht freiwillig aufgegeben hatten.

Doch jetzt zu einem vielleicht doch nicht allzu fernen Frieden zwischen dem EU-Aspiranten Ukraine und der russischen Föderation.

Es gibt eine neue Initiative, diesmal wieder vom türkischen Präsidenten Erdogan ins Spiel gebracht. Von den westlichen Medien entweder verschwiegen oder von vornherein zum Scheitern verurteilt, da die ukrainischen und damit die westlichen Interessen darin angeblich mit Füßen getreten würden.

Rekapitulieren wir kurz, wie viele Initiativen es bereits gab. Nämlich ein knappes Dutzend. Zuletzt offenbarte sich der Papst, der arg für seine Idee gescholten wurde, das Töten durch Gespräche zu beenden (dies zumindest zu versuchen) Ein Waffenstillstand und der Versuch zu reden bedeutet ja noch lange kein einseitiges Nachgeben. Es bedeutet die Bereitschaft zu zeigen, Frieden durch Kompromisse zu erreichen. Und somit zahlreichen Familien Sterben und Leid zu ersparen. Ohne Kompromisse wird dieser Krieg in allerletzter Konsequenz zu einem Einsatz atomarer Waffen führen.

Saudi-Arabien, China und andere waren auch schon zugange. Ohne Erfolg. Eine einzige Initiative jedoch war bereits reif zur Unterschrift. Auf Vermittlung der Türkei. Bis Boris Johnson, wohl von obsoleten Großmachtallüren des Vereinigten Königreichs getrieben, alles in die Kiewer Waagschale warf, um Frieden im April 2022, also in einem Frühstadium des jetzt tobenden Krieges, gerade noch zu verhindern. Ein ukrainischer Verhandlungsteilnehmer wurde im Umfeld der Gespräche getötet. Wäre dies alles nicht so unsäglich traurig, könnte man Stoff für einen neuen James Bond wittern.

Der politische Westen wird im Juni zu einem Friedensgipfel in die in diesem Konflikt alles andere als neutralen Schweiz einladen. In der Hoffnung, renitent neutrale Staaten wie China und andere (v.a.aus Reihen der BRICS-Staaten) endlich auf die Seite von Freiheit und Demokratie zu bringen.

Aber ohne Russland. Finde den Fehler.

Wieder der (wievielte?) Versuch, Sanktionen gegen Russland endlich auszuweiten? Oder gar militärische Unterstützung aus China und Indien für Kiew zu erbetteln?

Doch schauen wir uns die Ende letzter Woche an die Öffentlichkeit gebrachte Diskussionsgrundlage Erdogans an. Wohlweislich eine Grundlage und kein unterschriftsreifes Papier. Ein solches kann und will es nicht sein.

Es bleibt also schwierig. Auch oder gerade weil man weiß, dass die von wirtschaftlichen Problemen arg gebeutelte Türkei die russischen Touristen, die zu Millionen einströmen, dringender braucht denn je. Unannehmbare Vorschläge für Russland sind hier also nicht zu erwarten. Auf der anderen Seite hat Russland derzeit in der kriegerischen Auseinandersetzung wohl die Nase vorn, wenn man einen so flapsigen Ausdruck in Anbetracht von Sterbenden und Verwundeten zur Beschreibung der Realität überhaupt gebrauchen darf.

Ein weiterer Gesichtspunkt steht einer Verhandlung immer noch unumstößlich entgegen. Kein geringerer als Präsident Selenskyi hat durch Erlass jede Verhandlung zur Beendigung des Sterbens strengstens verboten. Er hat sich sozusagen selbst per legem jeden Schritt auf einen Frieden zu verboten.

 

Hier  die Kerngedanken des neuen Friedensvorstoßes (gem. einer ukrainischen Veröffentlichung:

  • Waffenstillstand basierend auf demEinfrieren des derzeitigen Status quo der Frontlinie
  • Garantie für einen (militär-)blockfreien Status der Ukraine bis 2040
  • Gefangenenaustausch „Alle für alle“
  • Die Ukraine kann der EU beitreten
  • Gegenseitige Verpflichtung beider Seiten, also der USA und Russlands, keine Atomwaffen einzusetzen
  • Verpflichtung, im Jahr 2040 in allen ukrainischen Gebieten, die bei der eventuellen Unterzeichnung des Vertrags russisch besetzt waren, Referenden unter internationaler Kontrolle abzuhalten.

Wie erwähnt, dies sind Gesprächsgrundlagen, vor allem die Jahreszahl 2040 scheint diskutabel sein zu müssen.

 

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