Die Gemeinwohlforderung der Bischofskonferenz: Ja, tatsächlich. Die Bischöfe und die von ihnen beauftragte Sachverständigengruppe, natürlich fest verwurzelt in den Feinheiten der Landwirtschaft, wissen genau, wie man die Bauern „sanft“ auf die „gerechten“ Pfade des Gemeinwohls führt. Ein großartiger Plan – zumindest auf dem Papier, oder besser gesagt auf den Bäumen, die dafür ihr Leben lassen mussten.

Die Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik der Deutschen Bischofskonferenz hat vor einiger Zeit eine Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung“ vorgestellt. Die Studie ist von der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben worden. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche, Bischof Dr. Bertram Meier, verwies auf die christliche Überzeugung von der Gemeinwohlbestimmung der Güter. Diese sei universell zu verstehen, denn die Güter seien gleichermaßen für alle Menschen bestimmt.

Im Herzen dieser noblen Vision sehen die Bischöfe eine Landwirtschaft, die sich ausschließlich an den ökologischen und sozialen Idealen der Kirche orientiert. Das klingt erstrebenswert – bis man merkt, dass den Landwirten dabei die Entscheidungsfreiheit so etwa auf die Größe einer Kirchenmaus zurechtgestutzt wird. Weniger Düngemittel? Na klar, das lässt die Ernte sprießen! Und wer sich über die wirtschaftliche Zukunft des kleinen Bauern Gedanken macht, hat sicher auch schon die katholische LIGA in Regensburg als „ehrenamtlichen“ Käufer von Bauernhöfen ins Auge gefasst. Die Bischofskonferenz scheint tatsächlich ein geheimes Interesse daran zu haben, dass die Säkularisation von 1803 nur ein kleiner, historischer Umweg bleibt.

Und natürlich, die finanziellen Anreize! Für ihre „ökosystemaren Dienstleistungen“ sollen die Landwirte entlohnt werden. Klingt doch wie eine Win-Win-Situation, oder? Zumindest so lange, bis die Regeln plötzlich verschärft und die Fördermittel gekürzt werden. Denn wie hat man das doch in der Vergangenheit so schön gesehen: Erst gibt’s die großzügigen Förderungen, dann die verschärften Auflagen, und am Ende bleibt der Bauer mit leeren Händen zurück – zur „guten fachlichen Praxis“ verpflichtet und mit einem herzlichen Dankeschön der Kirche verabschiedet.

Nun zum Kernstück dieses moralischen Hochseilakts: Wie viel Wert hat Eigentum, wenn es plötzlich zum Spielball edler Absichten und kirchlicher Leitlinien wird? Plötzlich soll das individuelle Eigentum zum Gemeingut umdefiniert werden, als wären wir alle in einer „heiligen“ Version des Sozialismus angekommen. Aber natürlich rein ethisch! Wer genau bestimmt dann, was „gemeinwohlorientiert“ ist? Die gleichen Experten, die sich eine sozialistische Eigentumsidee unter einem schicken „ethischen“ Mäntelchen vorstellen? Bleibt zu hoffen, dass sie wenigstens das „Kollektiv“ nicht gleich hinterherschicken.

Die eigentliche Ironie trifft jedoch den Schluss: Glauben die Bischöfe tatsächlich, dass Lidl, Aldi & Co. nur auf diesen Moment gewartet haben, um endlich für Produkte von „gemeinwohlorientierten“ Feldern einen Premiumpreis zu zahlen? Wer die vergangenen 30 Jahre im Lebensmittel- und Agrarmarkt genauer betrachtet hat, dürfte eine realitätsnahe Antwort parat haben.

Und für alle Bäuerinnen und Bauern, die Erntedankaltäre verweigert haben – das ist tatsächlich das deutlichste Zeichen. Liebe Pfarrer und Bischöfe: Schaut euch um! Wer pflegt noch eure Kirchen, wer hält sie sonntags am Leben, wer sorgt für den Blumenschmuck und schultert so manches Ehrenamt? Diejenigen, deren Eigentum ihr gerade durch edle Forderungen an die Grenzen ihrer Existenz bringt.

Am Ende bleibt uns nur festzustellen: Eine theoretische Abhandlung in den höchsten Tönen der Weltfremdheit – schade um die Bäume, die dafür fallen mussten.

Unsere Meinung: Wir brauchen in Bayern freie und unabhängige Bauern, die die Versorgungssicherheit, auch in Krisenzeiten, gewährleisten. Dazu gehört aber auch, dass die Landwirte Eigentümer der bleiben und frei entscheiden können.

 

Verfasser: B. Steiner

Bild: Sabetheli auf Pixabay

Von Bavarian