Mir reicht’s! Ich habe die Schnauze voll von diesem moralinsauren Getue, den ständig geforderten Solidaritätsbekundungen und dieser scheinheiligen Toleranz, die einem überall unter die Nase gerieben wird! Jeden Tag höre ich, dass ich mit allem und jedem „solidarisch“ oder „tolerant“ sein soll – völlig egal, ob es um Migranten, Klimakrisenopfer, Coronafans, „#MeToo“-Verfechter, Drückeberger, irgendeines von den 72 Geschlechtern, Ukrainer, Israelis, Palästinenser, Andersgläubige oder den ganzen Rest der Welt geht – ständig soll ich irgendwo mitfühlen und mich solidarisieren, oder zumindest tolerant sein.
Was ist das für eine Welt, in der jeder mit den Fingern auf mich zeigt und erwartet, dass ich mich zu jedem Missstand der Welt äußere? Dass ich für jede Minderheit Verständnis habe? Wer hat mir eigentlich das Recht genommen, auch mal meine eigenen Bedürfnisse und Prioritäten zu setzen? Was passiert mit mir und meiner Familie, wenn ich ständig für alles und jeden da sein soll? Wenn ich nicht ständig als „guter Mensch“ durchgehe, werde ich sofort als egoistisch oder sogar „rechts“ abgestempelt – was für ein Unsinn!
Ja, Solidarität und Toleranz sind wichtig, keine Frage! Aber bitte, nur wenn sie von Herzen kommen und nicht als Zwang oder Pflichtgefühl aufgezwungen werden. Was mir auf die Nerven geht, ist dieser ständige öffentliche Druck, mich immer wieder in die Position des Retters zu drängen, als müsste ich ständig für die ganze Welt Verantwortung übernehmen. Als würden die Politiker und NGOs mir vorschreiben wollen, wo ich meine Solidarität abliefern muss.
Ganz ehrlich, die „Wahre Solidarität kennt keine Grenzen“-Parole kann ich nicht mehr hören. Natürlich hat Solidarität Grenzen – und die sollten endlich mal respektiert werden! Ich bin nicht der Weltpolizist und kann nicht für alle und jeden da sein. Wenn meine eigenen Ressourcen am Ende sind, wer soll mir dann noch helfen? Solidarität kann nicht immer eine Einbahnstraße sein, wo nur ich gebe und gebe und dann völlig leer ausgebeutet bin.
Und wenn sich dann auch noch Politiker hinstellen und mir sagen, mit wem ich solidarisch sein soll, dann platzt mir der Kragen. Diese ständige Forderung nach Unterstützung für alles und jeden, die von oben herab auferlegt wird, sorgt nicht für Zusammenhalt, sondern für Widerstand. Wie soll ich mich solidarisieren mit einem Staat in Tansania, nur weil sie eine „gute Regierungsführung“ zeigen und mir vorgehalten wird, dass ich dafür 158 Millionen Euro springen lassen soll? Das ist einfach nur absurd!
Solidarität muss doch freiwillig und aus Überzeugung kommen, nicht als eine Art staatlich verordnete Pflicht. Ich soll meine Familie, meine Freunde und dann irgendwann alle anderen Menschen retten, während ich selbst in der Luft hänge? Solidarität ist keine staatlich verordnete Pflicht, sondern eine freiwillige Entscheidung – und ich erwarte, dass jeder für sich selbst entscheidet, wo und wie er helfen will.
Ich will nicht der „gute Deutsche“ sein, der seine eigenen Bedürfnisse ständig hinten anstellt, um die Welt zu retten. Warum ist es falsch, zuerst an die eigene Familie zu denken und zu sagen: „Meine Prioritäten sind hier, und das ist auch gut so“? Wir sollten uns endlich von diesem ganzen moralischen Druck befreien, der uns ständig einredet, wir müssten ständig für alle da sein. Ich will nicht mehr für jede Krise auf dieser Welt verantwortlich gemacht werden – ich will meine Ressourcen dort einsetzen, wo ich sie wirklich gebrauchen kann!
Und was mich noch mehr ankotzt, ist, dass ich ständig mit irgendwelchen ethischen und moralischen Maßstäben konfrontiert werde, die andere mir aufzwingen wollen. Ja, Solidarität ist ein Akt der Nächstenliebe – aber diese Nächstenliebe kann man nicht diktieren.
Jetzt kommen sie mir nicht mit dem Glauben und der Kirche. Natürlich ist Solidarität ein Akt der Nächstenliebe und eine Aufgabe für jedem von uns. Aber zeigen uns nicht gerade die Kirchen und Glaubensbewegungen – egal welche – dass es wichtig ist für eine gewisse, nicht nur wirtschaftlichen, Hintergrund zu sorgen und nicht alles zu verschenken und damit „wirtschaftliche Solidarität“ zu zeigen und zu helfen? Eine wirkliche Möglichkeit der Solidarität, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe zeigt uns allen das Buch Deuteronomium 24,19-21 auf:
„Wenn du auf deinem Feld erntest und eine Garbe auf dem Feld vergisst, so sollst du nicht umkehren, um sie zu holen; dem Fremden, der Waise und der Witwe soll es gehören. […] Wenn du deinen Olivenbaum abschüttelst, so sollst du die Zweige nicht absuchen; dem Fremden, der Waise und der Witwe soll es gehören. Wenn du in deinem Weinberg Trauben liest, so sollst du nicht Nachlese halten; dem Fremden, der Waise und der Witwe soll es gehören.“
Diese Gebote verkörpern das Konzept der Nächstenliebe und den Respekt für die Würde der Bedürftigen, indem ihnen erlaubt wird, selbst zu arbeiten, um ihre Lebensmittel zu sammeln, anstatt auf Almosen angewiesen zu sein. Es geht dabei nicht nur um materielle Unterstützung, sondern auch um soziale Integration und die Wertschätzung jedes Mitglieds der Gemeinschaft. Solidarität ist in dieser Form keine Einbahnstraße, sondern erfordert aktives Handeln des Gebenden aber auch des Nehmenden.
Empathie – die Fähigkeit, die Gefühle und Bedürfnisse anderer nachzuvollziehen – ist der Kern von Solidarität. Doch Empathie ist keine Einbahnstraße. Wenn Empathie, Hilfsbereitschaft, Engagement und Solidarität nur einseitig sind, ist das Dummheit auf der einen Seite und Egoismus und manipulierte Ausbeutung auf der anderen Seite.
Das Ganze ist ein Spiel mit zwei Seiten: Ich will meine Ressourcen nicht ausbluten lassen, nur weil von mir erwartet wird, für alles und jeden da zu sein. Und nein, das hat nichts mit Egoismus zu tun – es ist einfach ein gesundes Maß an Selbstfürsorge! Die ständigen Forderungen nach Solidarität und Toleranz verunsichern mich und machen mich wütend, weil sie mir die Freiheit nehmen, selbst zu entscheiden, wo ich mich einsetze.
Zum Schluss will ich noch eins klarstellen: Solidarität und Toleranz haben für mich auch ihre Grenzen. Und ich werde mir sicher nicht von der Politik oder von irgendwelchen NGOs vorschreiben lassen, wie und mit wem ich solidarisch zu sein habe. Ich entscheide, wo und wie ich helfe – und das nicht nach irgendwelchen politischen Vorgaben. Solidarität muss freiwillig bleiben, sonst verliert sie ihren Wert.
Und was Bayern betrifft: Hier leben wir nach dem Motto „Leben und leben lassen“ – und das ist für mich die wahre Definition von Solidarität. Kein Zwang, keine Vorschriften, sondern das, was wir aus eigener Überzeugung akzeptieren. Ich lasse mir nicht vorschreiben, wie ich meine Solidarität zu leben habe. Wir Bayern stehen für Unabhängigkeit und Selbstbestimmung, und das ist es, was wir auch in dieser Frage verlangen.
Verfasser: B. Steiner
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