„Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‚Ich bin der Faschismus.’“ Ignazio Silone
In unserer Welt, die von einer unaufhörlichen Flut an Informationen geprägt ist, ist es immer schwieriger, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Während die traditionellen Medien und die politischen Narrative schon immer ein Werkzeug der Einflussnahme und Steuerung waren, hat sich die Natur dieser Manipulation in den letzten Jahren gewandelt. Doch die Grundmuster, wie Wahrheiten verzerrt und falsche Geschichten aufgebaut werden, sind dieselben geblieben. Hinzu kommt eine subtilere Form der Einflussnahme, die heute immer mehr an Bedeutung gewinnt: Nudging.
Der englische Autor Lord Arthur Ponsonby hat in „Falsehood in Wartime“ bereits 1928 die Machenschaften der Kriegspropaganda, die im Ersten Weltkrieg von Regierungen und Medien eingesetzt wurden, beschrieben. Der historische Kontext mag anders sein, doch die grundlegenden Mechanismen der Desinformation und Manipulation, die Ponsonby beschreibt, sind nicht nur eine Lektion der Vergangenheit, sondern auch ein Warnsignal für unsere heutige Gesellschaft.
Die sehr lesenswerten Grundsätze Ponsonby´s habe ich am Ende des Artikels aufgelistet. Wenn Sie an die Berichterstattung aus der Ukraine/ aus Russland denken, fällt Ihnen etwas auf? Haben Sie schon eine Einschränkung der Schuld der Ukraine in den deutschen Medien gehört oder gelesen? Haben Sie nicht. Da es mit ein wenig Mühe möglich ist, auch die russische Berichterstattung mitzubekommen, kann man feststellen, dass dort in den Medien in ähnlicher Weise agiert wird wie hier in unsren sogenannten Qualitätsmedien.
Über Jahrzehnte hinweg haben Staaten, bzw.deren führende Politiker bewährte Techniken der Medienmanipulation eingesetzt, um die öffentliche Meinung zu steuern. Häufig wurde und wird die Öffentlichkeit durch einseitige Berichterstattung oder gar durch die gezielte Verbreitung falscher Informationen auf einen bestimmten Kurs gedrängt. Besonders in Kriegszeiten, deren Vorbereitung, oder in Phasen wirtschaftlicher Unsicherheit werden die Medien instrumentalisiert, um eine narrative Kohärenz zu schaffen, die den Interessen der Machthaber dient. Wenn zum Beispiel in einer Krise oder während eines Wahlkampfes eine einheitliche und wiederkehrende Geschichte erzählt wird, dann trägt dies dazu bei, die öffentliche Wahrnehmung in eine bestimmte Richtung zu lenken, auch wenn sie nicht unbedingt stimmen muss.
Ist es nicht so, dass heute wie damals häufig eine im Sinne der kriegsinteressierten Parteien optimierte Situationsanalyse und Darstellung der Feindbilder, erfolgt, um die Bevölkerung zu motivieren und zu kontrollieren? Man kann erkennen, dass viele der Strategien, die Ponsonby beschrieb, wie etwa die Verzerrung von Informationen, die Übertreibung von Feindbildern und die Schaffung von „Wahrheiten“, die nicht überprüfbar sind, heute in Form von Fake News, Filterblasen und gezielten Desinformationskampagnen erneut zum Einsatz kommen.
Während diese Formen der Manipulation früher oft sehr direkt waren, hat sich das Manipulationsspiel heute weiter verfeinert. Insbesondere durch Nudging (engl. für anstupsen), das sanfte Anstupsen von Individuen zu bestimmten Entscheidungen, ohne dass sie es aktiv bemerken, erleben wir gegenwärtig eine subtile, aber viel gefährlichere, Einflussnahme. Und das ist nicht nur ein Ergebnis der freien Marktwirtschaft oder von Werbekampagnen. Heute betreiben sowohl politische Akteure als auch Medienkonzerne und Wirtschaftslobbyisten aktiv Nudging, um uns Bürger zu steuern.
Durch die gezielte Gestaltung von Nachrichtenfeeds und die Verwendung von Algorithmen, die das Verhalten der Nutzer vorhersagen und beeinflussen, werden diese ständig in eine bestimmte Richtung gelenkt. Sei es durch die verstärkte Anzeige politischer Meinungen, durch die Förderung von extremen Standpunkten oder durch die Hervorhebung bestimmter Themen, die die politische Agenda einer Gruppe oder andere wirtschaftliche Interessen unterstützt. Diese Techniken fördern Polarisierung und Bestätigung bereits bestehender Überzeugungen, wodurch eine vielfältige, objektive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Perspektiven sehr erschwert wird.
Es geht dabei längst nicht mehr nur um unser Kaufverhalten, sondern zunehmend um politische Meinungsbildung. Medien und politische Akteure nutzen diese Algorithmen gezielt, um ihre Botschaften zu verbreiten und die öffentliche Wahrnehmung zu lenken. Der Bürger wird aktiv durch diese digitalen Kanäle geformt und meistens in einer Weise, die ihm nicht bewusst ist. Das Ziel ist nicht immer, den Nutzer zu einer direkten Handlung zu zwingen, sondern ihn subtile, aber kontinuierlich in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Diese Art von Nudging kann langfristig dazu führen, dass die Entscheidungen der Bürger weniger aus freiem Willen, sondern als Folge einer systematischen Beeinflussung getroffen werden.
Aus konservativer Sicht ist es entscheidend, dass die Gesellschaft wieder ihren Verstand einsetzt, sich vom „betreuten Denken“ verabschiedet und sich nicht von populistischen Erzählungen, simplen Lösungen oder subtiler Manipulation verführt lässt.
In einer Welt, in der so viel im Hintergrund „gesteuert“ wird, muss die Fähigkeit zur kritischen Reflexion wieder zurückgeholt, gefördert und geschützt werden.
Die „Wahrheit und tatsächlichen Hintergründe“ lassen sich nur durch Informationsvielfalt und einen nach allen Seiten offenen Diskurs erkennen. Dies ist Basis für eine stabile Gesellschaft. In Zeiten der Verwirrung und Unsicherheit müssen wir uns an fundamentalen Werten orientieren: Verantwortung, Aufklärung und die Suche nach der Wahrheit.
Wenn Politiker und Lobbyisten über Medien, soziale Netzwerke und digitale Plattformen Informationen und Wahrheiten mehr oder weniger offensichtlich manipulieren, indem sie gezielt bestimmte Inhalte fördern und andere unterdrücken, stellen sie eine ernsthafte Gefahr für uns Bürger dar.
Wir wollen keine gesteuerte Propaganda!
Weiß-blaues FAZIT:
Für uns Freie Bayern stellt sich die Frage nicht, wie weit politische Macht und Medien in die private Meinung eingreifen dürfen: Diese Übergriffigkeit und Bevormundung lehnen wir strikt ab. Wir wollen eine breite Meinungsvielfalt. Wir wollen unabhängige und möglichst alle Informationen die notwendig sind, um uns eine eigene Meinung bilden zu können. Nur durch ein wachsendes Bewusstsein und eine kritische Auseinandersetzung mit den Kräften, die die öffentliche Meinung prägen, können wir die Grundlagen für eine aufgeklärte, starke und zukunftsfähige Gesellschaft legen und dafür stehen wir Freie Bayern.
Anhang:
Die Zehn Grundsätze der Kriegspropaganda von Lord Arthur Ponsonby
In Zeiten des Krieges und der Konflikte spielen Propaganda und Desinformation eine tragende Rolle. Die Manipulation der öffentlichen Meinung kann entscheidend sein, um moralische Unterstützung für einen Krieg zu gewinnen oder die Feindbilder zu festigen. Lord Arthur Ponsonby, ein britischer Politiker und Autor des 20. Jahrhunderts, hat in seinem Buch “Falsehood in Wartime” zehn Grundsätze der Kriegspropaganda identifiziert, die auch heute noch erstaunlich relevant sind. Lassen Sie uns diese Grundsätze genauer betrachten:
1. Wir wollen den Krieg nicht.
Die Idee ist, den Eindruck zu erwecken, dass der Krieg eine unvermeidliche Reaktion auf die Aggression des Gegners ist. Dadurch sollen die eigenen Handlungen als gerechtfertigt und defensiv dargestellt werden.
2. Das andere Lager trägt die Verantwortung.
Die Schuld für den Krieg liegt ausschließlich und nur beim Gegenüber. Man versucht darzustellen, wie aggressiv der Gegner ist, um das eigene Vorgehen zu rechtfertigen.
3. Deren Führer sind Teufel.
Die Dämonisierung der Führung des Feindes ist ein weiterer wichtiger Punkt. Durch die Darstellung der Gegner als böse und grausam wird versucht, die eigene Seite als moralisch überlegen darzustellen.
4. Wir kämpfen für eine gute Sache.
Die eigene Sache wird gerecht, moralisch unerlässlich, ja heilig hingestellt. Dies soll helfen aufzuzeigen, dass der Krieg notwendig ist, um das Gute zu verteidigen.
5. Das andere Lager kämpft mit unerlaubten Waffen.
Die Anschuldigung, dass der Gegner unerlaubte oder grausame Waffen einsetzt, dient dazu, die Dämonisierung der Gegenseite voranzutreiben. Gleichzeitig soll die eigene Seite als ethisch überlegen dargestellt werden.
6. Das andere Lager begeht mit Absicht Grausamkeiten, wir nur versehentlich.
Eigene Verfehlungen werden heruntergespielt, indem man betont, dass sie unbeabsichtigt und an und für sich einmalig waren.
7. Unsere Verluste sind gering, die der anderen enorm.
Die Darstellung der eigenen Verluste als gering im Vergleich zu den enormen Verlusten der Gegenseite soll den bevorstehenden Sieg der eigenen Seite ankündigen.
8. Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache.
Die Unterstützung von Künstlern und Intellektuellen wird oft genutzt, um die eigene Sache als ethisch überlegen darzustellen.
9. Unsere Mission ist heilig, weil sie die Demokratie schützt.
Die Verknüpfung des Krieges mit der ständigen, ja pedantischen Wiederholung von Wertbegriffen wie Freiheit und Demokratie soll die Unerläßlichkeit des eigenen Kampfes untermauern.
10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter.
Kritik an der eigenen Propaganda wird oft als demokratieverachtend und inhuman dargestellt, um Kritiker zu diffamieren (z.B. als Verschwörungstheoretiker u.v.a.)
Bild: Pixabay
Text: Rottaler & Bavarian